[78-L] FloJay auf Deutsch
David Lennick
dlennick at sympatico.ca
Fri Jul 31 15:23:15 PDT 2009
Translation, anyone? This looks good! Killertriller, yet!
dl
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MELOMANIAC. ANGRIFF DER KILLERTRILLER
DAS UNGEWÖHNLICHE TALENT DER FLORENCE FOSTER JENKINS
Klassikern aus Oper und Operette wie der berühmten Arie der Königin der Nacht
aus Mozarts Zauberflöte etwas unerhört Neues abzugewinnen, dazu bedarf es einer
Interpretin, deren Begabung weit über das Maß der Normalsterblichen
hinausreicht. Merke: Wahre Sangeskunst wird in der Einfalt und Unverzagtheit
des unverbildeten Herzens geboren – und nicht etwa in der geübten und geölten
Kehle sogenannter Profis.
Und um den Hörer nicht nur ins Herz, sondern in Mark und Bein zu treffen, dazu
ist eine mit geschmacklicher Freiheit gepaarten Hingabe an die Musik
schlechthin unverzichtbar. Eine Hingabe, die den wahren Geist des Melos bis in
seine transzendenten Höhen und abgründigen Untiefen auszuloten vermag. Weiter
eine Stimme, die rhetorisches Feingespür gerade da entwickelt, wo es nichts zu
sagen gibt, und dies mit jener Vehemenz des übersteuerten Timbres, die Glas zum
Klirren bringt. Die den Koloraturen unerhörte chromatokröse Farbwerte jenseits
der temperierten Skala zu entlocken weiß, mit der Sicherheit einer aus dem Takt
geratenen Stichsäge deklamiert und klangliche Reize nicht einem
beckmesserischen Textverständnis opfert. Und dies alles, um dem Hörer
schließlich durch eine souveräne Neuschöpfung das eigentliche Stück vergessen
zu machen.
Kurz: Es bedarf zu all dem das Talent der unvergesslichen, unübertroffenen
Florence Foster Jenkins.
Nur wenig ist über diese Künsterlin bekannt, deren schmales Œuvre jüngst in der
Reihe Naxos Nostalgia zusammen mit musikalischen Offenbarungseiden einiger
sogenannter "Freunde" der Sängerin digital restauriert wiederveröffentlicht
wurde. Eine, um es gleich zu sagen, unverzichtbare Platte, die in der Sammlung
keines Melomanen fehlen darf.
Unverkennbar der sinusartige Ton der Sängerin, der in der Mittellage wie der
Lockruf einer alkoholisierten Henne, in der Höhe wie der Todesschrei einer
irischen Banshee klingen konnte. Die Spitzentöne sprengten mitunter die Grenzen
des Equipment der Firma Melotone, deren Aktion "Your portrait in Sound" uns
diese kostbaren Dokumente begeisterter Talentlosigkeit beschert hat. (Man
genieße hier unverzagt die extemporierte Schlusskadenz von Queen Of The Night
Aria oder die wie auf dem Kamm geblasenen Spitzen von Valse Caressante!) Die
legendären kurzatmigen Staccati lassen sich exemplarisch bei der Musical
Snuff-Box erhören und erleiden. Unerwartete Vierteltonbewegungen sorgen nicht
nur zu Beginn der Serenata Mexikana für geradezu außerirdisches Kolorit. Das
ausgreifende Glissando beim "HahahaHAAAAA...hah hah hah hah" der Adele dürfte
Mrs. Foster Jenkins so leicht keine Kollegin nach machen. Das betörende Wimmern
der Charmant Oixeaux bei den hier in Auflösung befindlichen Phrasen der
gleichnamigen Arie auch nicht.
REICHEN IHR NICHT DAS WASSER: IHRE "FREUNDE" EINST UND JETZT
Kurz: Florence Foster Jenkins' Klassik-Ruinen sind in ihrer künstlerischen
Integretät allen jüngeren Bad-Taste-Elaboraten eines eines Bryn Terfel (Bryn),
einer Vesselina Kasarova (Bulgarian Soul) oder eines Luciano Pavarotti (Adoro
ti) haushoch überlegen. Auch ihre alten "Freunde" erreichen das von ihr
gesetzte Niveau nicht wirklich: Entweder können sie zu gut singen, oder sie
haben noch weniger Geschmack als Foster Jenkins. Wahrscheinlich verstehen sie
einfach wie die oben genannten Stars zu viel von Musik. Dennoch gibt es auch in
den Bearbeitungen einer Händel-Arie (Little Jack Horner) mit dem verknödelten
Bass Alexander Kipnis, der überdrehten Vokal-Jazz-was-weiß-ich-Version der
Schönen Blauen Donau mit Josephine Tumminia oder der unerträglichen Penetranz
der Reibeisenstimme von Jimmi Durante manch pikante Köstlichkeit zu entdecken.
http://www.musikansich.de/review.php?id=612
dl
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